FALTER empfiehlt: DER WERT DES MENSCHEN
Do., 29. Aug.
|Votivpark/ Rooseveltplatz
FR 2015, 93 Min., OmU Regie: Stéphane Brizé, mit Vincent Lindon, Yves Ory, Karine de Mirbeck, Matthieu Schaller, u.a.
Zeit & Ort
29. Aug. 2024, 20:00
Votivpark/ Rooseveltplatz, 1090 Wien
Über die Veranstaltung
Filmbeschreibung:
FR 2015, 93 Min., OmU
Regie: Stéphane Brizé, mit Vincent Lindon, Yves Ory, Karine de Mirbeck, Matthieu Schaller, u.a.
Nach monatelanger Arbeitslosigkeit sucht Thierry, 51 Jahre alt, noch immer einen Job und kämpft sich von einer Enttäuschung zur nächsten. Mit seiner Frau versucht er um jeden Preis, das gemeinsame Leben aufrecht zu erhalten. Nach langer Suche findet Thierry endlich eine Stelle als Sicherheitsmann im Supermarkt. Doch schon bald nagt der Job an seinem moralischen Befinden, als man ihn nicht nur bittet, ein wachsames Auge auf die Kunden zu werfen, sondern auch die anderen Angestellten zu bespitzeln.
Vincent Lindon, ohnehin ein Meister der subtilen, wortkargen Schauspielerei, gelingt mit dieser Figur etwas Besonderes, und verdientermaßen wurde seine Leistung im vergangenen Jahr in Cannes, wo »DER WERT DES MENSCHEN« seine Weltpremiere hatte, mit dem Preis für den besten Darsteller ausgezeichnet. Lindon stellt die passive Wahrnehmung Thierrys ins Zentrum seiner Charakterisierung, er verlässt sich auf die Ausdruckskraft seiner Augen und gestaltet mit minimalen Mitteln das komplexe Porträt eines einst tatkräftigen Mannes, der in die Enge getrieben wird, sich zunehmend seiner Stärke beraubt sieht und schließlich am Rande der Verzweiflung um Würde und Selbstbestimmung ringt. Sein nuanciertes Spiel wird von einer Bildgestaltung unterstützt, die jede Regung des Protagonisten aufmerksam verfolgt; immer nah an Lindons Gesicht, entgeht Eric Dumonts semidokumentarisch geführter, dabei doch geschmeidig bewegter Kamera kein Aufblitzen von Verunsicherung, kein Aufflackern von Zorn, kein resigniertes Verlöschen von kurz überlegtem Widerstand. Bis die Frage am Ende nicht mehr nur lautet, wann Thierry genug haben wird, sondern auch welchen Wert er sich selbst zuschreibt. Bemessen wird der Wert des Menschen also schließlich am Preis der Selbstermächtigung, und der ist bekanntlich hoch.